Mongolei 2014 Reisebericht
.....letzte Ausfahrt Mongolei
Die Mongolei war schon immer mein Traum. Wahrscheinlich ist sie der Traum eines jeden Motorradfahrers. Ich habe sehr oft daran gedacht und darüber geredet, aber auch nach Alternativen Ausschau gehalten. Ich wollte auf jeden Fall weiter weg und zeitlich auch länger. Nicht wie immer so 14 Tage nach Österreich, Schottland oder in sonstige nette und schöne europäische Länder; nein, diesmal nicht! Länger und weiter, das war klar.
Ich habe über viele Touren nachgedacht und mir die Strecken und die Länder, die man durchqueren muss, angeschaut, z. B. nach Indien oder Afrika. Allerdings waren da ein paar Länder bei, die ich als „Anfänger“ noch nicht befahren wollte, weil mir doch die Erfahrung fehlte. Nach Amerika war mir der Transport von Motorrad und Material zu aufwendig. Irgendwann bin ich auf die Mongolei und damit natürlich verbunden Russland gekommen.
Die Mongolei sollte es sein! Schöne Vorstellung, aber wie fängt man so etwas an? Ich habe erst einmal lange überlegt, was für ein Motorrad für diese Tour geeignet wäre. Aber ich bin dann doch zu dem Ergebnis gekommen, dass meine KTM 990 Adventure R die richtige ist. Wie sollte die Maschine ausgestattet sein? Ich habe in Gedanken alles Mögliche, das es für Geld zu kaufen gab, drangebaut, egal, ob es sinnvoll war oder nicht.
Dann galt es, die Dauer der Reise festzulegen. Fünf, sechs oder sogar acht Wochen? Ich hatte keine Ahnung, aber das würde sich wohl bei der genaueren Planung noch ergeben. Außerdem stellte sich die Frage, wann sie denn stattfinden sollte. Ich hatte noch nicht einmal mit meiner Frau und meinem Sohn darüber gesprochen. Sie wussten zwar von meinem Traum, aber nicht, dass ich mich damit schon seit geraumer Zeit ernsthafter beschäftigte.
Um sich alleine auf eine solche Tour zu begeben, braucht man noch mehr Mut, als man so schon aufbringen muss. Es musste also ein Team zusammengestellt werden. Die üblichen Verdächtigen fielen alle aus. Für sie war es entweder zu weit oder zu lange oder es fehlte ihnen die Vorstellung, so etwas wirklich einfach mal zu machen. Irgendwann hatte ich mal meinem Freund Cees von dem Traum erzählt. Er sagte damals spontan zu, dass er mitfahren würde. Nur wie würde er reagieren, wenn ich ihm erkläre, dass es nun Wirklichkeit werden würde, denn es sagen und tun sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Hinzu kam auch noch, dass er gar kein Motorrad hatte, welches für eine solche Tour geeignet war. Das Motorrad, das er besaß, war ein Oldtimer, der es so auf achtzig km/h brachte. Damit fuhr er ab und zu mal am Wochenende. Eine Tour in die Mongolei war da natürlich eine ganz andere Herausforderung. Was für ihn sprach, war seine Fitness. Er hatte schließlich schon an einigen Triathlons teilgenommen und als Zahnarzt konnte er sich mit Sicherheit lange konzentrieren.
Ich begann dann mit den Vorbereitungen. Als erstes habe ich mit meiner Lebensgefährtin und unserem Sohn gesprochen. Das war wohl die schwerste Hürde, denn ohne ihre Einwilligung wären die Grenzen zur Mongolei für mich geschlossen gewesen.
Ursprünglich wollten meine Partnerin und ich nach meiner Rückkehr aus der Mongolei heiraten. Wir waren derzeit bereits seit 13 Jahren zusammen. Aber wir haben uns überlegt, dass es besser wäre, wenn wir noch vor der Abreise heiraten. Denn sollte mir unterwegs wider Erwarten etwas passieren, wären die beiden zumindest finanziell abgesichert gewesen. Somit haben wir noch am Tag vor der Abreise geheiratet. Unsere Familien und Freunde haben geunkt, dass ich zwar sie geheiratet hätte, aber mit Cees in die Flitterwochen fahren würde.
Meine Frau stand voll und ganz hinter mir. Sie wollte mich, soweit sie konnte, bei der Organisation unterstützen. Wir haben im Internet nach so vielen Informationen gesucht, wie wir nur finden konnten. Sowohl über die Länder, die wir durchqueren würden, als auch die Grenzen, die wir passieren würden und die möglichen Strecken, die uns zur Verfügung standen.
Vor allem ging es am Anfang darum, wie lange man denn für so eine Tour brauchen würde. Ich hatte im Internet gelesen, dass andere Abenteurer diese Stecke in 37 Tagen geschafft haben. Damit hatte ich schon einmal eine ungefähre Vorstellung von der Dauer. Also rechnete ich erst einmal mit fünf Wochen. Für die Hinreise durch Polen, Russland, über den Baikalsee und Ulan Ude rechnete ich bei strammer Fahrt mit 12 Tagen. Das setzte aber voraus, dass man im Schnitt mehr als 700 km am Tag schafft.
Für die Rückreise plante ich den Rest der fünf Wochen ein. Ich ging davon aus, dass wir durch die Mongolei länger brauchen würden, da wir es dann auch ein wenig ruhiger angehen lassen wollten. Außerdem mussten wir ja damit rechnen, dass unterwegs etwas schief läuft. Es könnten z. B. technische Probleme auftauchen oder das Wetter könnte uns an der Weiterfahrt hindern.
Der Zeitrahmen war nun abgesteckt - fünf Wochen. Die Stecke stand im Großen und Ganzen auch fest. Ich wollte auf dem Hinweg über Polen nach Belarus in Weißrussland. In Gomel wohnt ein alter Bekannter von mir mit seiner Frau und seinen zwei Kindern, die ich unbedingt besuchen wollte.
Danach sollte es durch Russland gehen. Über Samara, Ufa, Omsk, Novosibirsk und Irkutsk. Weiter bis zum Baikalsee, Ulan Ude und runter nach Ulaanbaartar. Dort sollte eine Service-Pause im bekannten Oasis einlegt werden. Über die Südliche Route sollte es weitergehen; es gibt auch noch eine Nördliche, welche zwar kürzer aber laut Internet auch schwerer zu fahren ist. Durch das Altai-Gebirge wollten wir wieder nach Russland reinkommen, Richtung Novosibirsk, Omsk, Ufa, Moskau, Lettland, Litauen, Polen und wieder nach Hause. Das sollten ca. 18.000 km sein.
Da jetzt Strecke und Dauer der Reise feststanden, war es an der Zeit, Cees zu fragen, ob er mit will. Er war sehr überrascht aber total begeistert von der Idee. Seine Familie teilte seine Euphorie anfangs nicht so ganz, aber mit der Zeit freundeten sie sich mit dem Gedanken an. Vor allem, da wir ihnen versicherten, dass wir vorsichtig fahren und nichts Unüberlegtes machen würden.
Nun war Cees an der Reihe. Ein neues Motorrad musste her. Seine Wahl fiel auf die Triumph Tiger 800 XC. Dazu gehörte natürlich ein neuer Anzug, Stiefel, Helm und Handschuhe; der neue Motorradfahrer war geboren. Zudem hat er auch alle Anbauteile bestellt wie Koffer, Topcase, Zusatzscheinwerfer, Motor- und Scheinwerferschutz usw. was man eben alles so braucht.
Als Termin für die Abfahrt einigten wir uns auf den 10.05.2014. Da ich mehr Zeit hatte als Cees, besorgte ich nach und nach die meisten Ausrüstungsgegenstände, die wir so brauchten. Dafür hat sich Cees über die Mongolei und Russland eingelesen und die von uns besorgten Karten studiert, damit er wusste, was man denn so alles gesehen haben muss. Um die Ersatzteile und das Werkzeug kümmerte ich mich. Cees sorgte für die Medikamente. So waren die Aufgaben verteilt und es konnte losgehen mit den Vorbereitungen.
Laut meiner Countdown-App waren es zu Beginn der Vorbereitungen noch über 300 Tage, die aber wie im Fluge vergehen sollten. Es klappte ziemlich alles mit den Vorbereitungen, die Motorräder wurden fertig, die Visa kamen alle rechtzeitig, Ausrüstung und Gepäck waren ebenfalls zusammen. Oft hatten wir über die ganzen Dinge gesprochen, die wir mitnehmen wollten, aber ich hatte ständig auf das Gewicht hingewiesen, damit es nicht zu viel wird. Wir sollten aber diesbezüglich trotzdem alles falsch machen und viel zu viel mitnehmen, was wir dann in der Mongolei bei den schwer zu befahrenden Straßen bereuen sollten; aber dazu später. Wir sind noch eine Woche nach Österreich gefahren damit Cees sich an sein neues Bike gewöhnen konnte und ein wenig Fahrpraxis damit bekommt. Ich musste feststellen dass er schnell lernt und wir gut miteinander auskamen, obwohl wir sehr verschieden waren. Dies ließ mich hoffen, dass es zusammen zu schaffen ist.
Der Tag der Abreise rückte immer näher. Die Koffer und Topcases waren gepackt, der Seesack und die Ersatzreifen verzurrt. Bei Cees sollte es samstags morgens am Tag der Abreise noch ein Abschiedsfrühstück geben mit allen unseren Freunden und der Familie. Peter und Martin, die uns beide sehr unterstützt haben, wollten uns danach noch ein Stück begleiten.
Heute ging los! Wir hatten gefrühstückt, unseren Lieben noch einmal versprochen vorsichtig zu sein und heil nach Hause zu kommen und verabschiedeten uns. Abfahrt! Der erste Tag sollte uns Richtung Polen führen, mindestens 800 km wollten wir schaffen. Die ersten 250 km fuhren Peter und Martin mit uns mit. Unterwegs fing es fing an zu regnen. Als wir uns dann von den beiden verabschiedeten, hörte es glücklicherweise langsam auf. Peter und Martin hatten nicht so viel Glück, sie sind auf ihrem Heimweg mal so richtig nass geworden.
Am ersten Tag schafften wir 900 km bis Poznan in Polen, obwohl wir erst um 09.30 Uhr gestartet waren. Wir waren zufrieden und fanden auch noch ein erstklassiges Hotel, was wir uns gönnten, da wir in den nächsten Wochen wohl auf diesen Luxus verzichten werden müssen. In unseren Köpfen war uns immer noch nicht klar, was wir da machten. Man hatte immer noch das Gefühl, als wenn man eine kurze Tour wie immer macht und bald wieder zuhause ist. Das, was uns daran erinnerte, waren die Gespräche unterwegs mit den Leuten. Beinahe bei jedem Halt wurden wir angesprochen, wo es denn hingeht und warum man denn so etwas freiwillig macht. Das sollte uns die ganze Reise über begleiten. Fragen nach der Tour, wohin und woher und ob wir Fotos erlauben würden. Manchmal kamen wir uns vor wie Berühmtheiten aus dem Fernsehen.
An der Grenze zu Belarus wurde es mit unserer Reise ernst. Jetzt waren wir gedanklich wirklich in unserer Tour. Die Grenzformalitäten gingen ziemlich zügig voran. Wir hatten Glück, da in Belarus die Eishockey-Weltmeisterschaft stattfand. Sie hatten an der Grenze eine Menge Leute zur Unterstützung eingestellt. Zwei junge Mädels, eine englisch und eine sogar deutsch sprechend, halfen uns und blieben die ganze Zeit bei uns, bis wir durch waren. Wir mussten eine neue Versicherung abschließen und wir mussten eine Deklaration für die Mopeds haben. Die ist sehr wichtig, denn ohne sie kommt man nur noch zu Fuß aus dem Land; also nicht verlieren! Zwei Stunden waren nur vergangen, bis wir alles geschafft hatten. Wir hörten von Leuten an der Grenze, dass sie schon 8-10 Stunden gewartet haben. Ich finde Eishockey toll. Nachdem wir uns von den Mädels verabschiedet hatten, ging auch schon der Schlagbaum hinter uns wieder runter.
Man hört viele schlimme Sachen über Russland. Dem entsprechend hatte ich auch gemischte Gefühle, was uns wohl erwarten würde. Ich stellte mir vor, wie Cees und ich in einer Zelle sitzen und Striche für jeden vergangenen Tag in die feuchte Wand der Zelle ritzen. Aber es sollte alles ganz anders kommen!
Nachdem wir uns eine Karte für ganze 40 Cent beim ersten Tankstopp gekauft hatten, fuhren wir Richtung Gomel (Homel). Unsere Info war, dass die Straßenverhältnisse schlecht sein sollten. Das konnten wir aber nur auf manchen kurzen Abschnitten bestätigen. Und somit kamen wir gut voran. Die Suche nach einer Gastiniza (Zimmer ohne Frühstück, -die Steigerung ist Motel, dann Hotel-), die wir immer bevorzugten, da sie am billigsten sind und meistens einen bewachten Parkplatz haben, sollte schwer werden. Wir überlegten, dass es wohl daran lag, dass hier nie jemand in den kleinen Ort kommt. Ich fragte am Straßenrand eine Frau nach einer Schlafmöglichkeit. Sie wollte es mir erklären, aber sie bemerkte schnell, dass wir wohl nichts von all dem verstanden, was sie sagte. Daraufhin sprang sie in ihr Auto und signalisierte uns, dass wir hinterher fahren sollen. Gesagt, getan. Sie fuhr kreuz und quer durch den Ort, dann auf Straßen ohne Asphalt. Zudem wurde es auch noch dunkel und meine Sorgen der nicht vorhandenen Sicherheit kamen wieder. An einem nicht beleuchteten Haus hielten wir an. Aber dort gab es kein Zimmer. Also fuhren wir weiter, wieder durch den Ort. Irgendwann kamen wir dann an einer Gastiniza aus, in der wir ein Zimmer bekamen. Die Frau redete auf die Besitzerin oder Verwalterin ein, dass unsere Mopeds sicher stehen müssen und dass wir nach dem langen Tag wohl erst einmal einen Kaffee brauchen. Nachdem alles geklärt war, wollten wir uns wenigstens mit Geld für die fast 2 Stunden Begleitung und den Spritverbrauch bedanken. Das wurde aber entschieden abgelehnt, sie machte mir fast einen beleidigten Eindruck. Die Menschen hier sind wirklich sehr nett. Wir hatten noch schnell 2 Bier im Ort geholt, geduscht und sind dann ins Bett gegangen. Wir wollten schließlich am nächsten Morgen in Gomel ankommen.
Als es weiterging, regnete es ein wenig, aber die Straßen sahen meistens gut aus. Kurz nach Mittag erreichten wir dann Gomel. Nachdem ich mit meinem Bekannten Mario Kontakt aufgenommen hatte, holte er uns ab und führte uns zu seiner Schwägerin, wo wir unsere Motorräder sicher parken konnten.
Dann ging es quer durch die Stadt zu seiner Wohnung. Dort hatten wir erst einmal eine Menge bei einer Tasse Kaffee zu erzählen. Nach dem wir geduscht hatten, gab es dann unser erstes russisches Essen: Bortsch und Blinis. Lecker!! Danach machten wir eine Stadtbesichtigung. Mario und Ludmilla zeigten uns die schönen und interessanten Seiten der Stadt. Mir fiel sofort auf, wie sauber es doch in so einer großen Stadt sein kann. Abends, nachdem wir einige Eindrücke von der Stadt gewonnen hatten, setzten wir uns in der Nähe des Stadtparks in ein Café und genehmigten uns noch ein paar Getränke. Wir unterhielten uns über Wohnen und Arbeiten und was man sonst noch so in Belarus macht. Was mich am meisten beeindruckte war, dass es Zeiten gibt, in denen in Gomel immer noch starke Strahlungen von Tschernobyl gemessen werden können. Es sind immerhin etwa dreißig Kilometer zwischen den beiden Orten.
Mario und Ludmilla kümmern sich um Kinder die ab und an nach Deutschland kommen, um ihr Immunsystem zu stärken und hier auch einmal etwas anderes zu sehen. Bei dieser Arbeit haben sich die beiden auch kennen und lieben gelernt.
Die Nacht verbrachten wir auf dem gemütlichen Klappsofa in ihrem Wohnzimmer. Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns nach dem Frühstück von den beiden. Sie brachten uns mit dem Wagen zu unseren Bikes. Wir machten uns auf in Richtung russische Grenze.
An der Grenze angekommen, waren wir ein wenig durcheinander, da wir gar nicht kontrolliert wurden. Man hatte uns an der Grenze zu Belarus erklärt, dass wir eine neue Deklaration für unsere Mopeds brauchen. Das wäre ein Nachweis für die Einfuhr und zur Sicherstellung, dass wir es auch wieder ausführen. Ansonsten müssten wir Steuern bezahlen, wenn wir sie da lassen würden. Ein wenig unsicher fuhren wir dann weiter.
Nun waren wir also in Russland. So langsam wurde uns doch bewusst, was wir hier vorhatten, dass es eben nicht nur ein kurzer Trip wird. Wir fuhren heute über Orel 650 km bis nach Elets. Hier verbrachten wir unsere erste Nacht in Russland. Die Straßenverhältnisse waren bisher in Ordnung. Wir hatten mit schlimmerem gerechnet. Die aktuelle Zeitverschiebung betrug jetzt zwei Stunden. Da wir unseren Tagesdurchschnitt von mindestens 700 km noch nicht erreicht hatten, wollten wir am nächsten Tag mal so richtig Kilometer machen. 880 km waren es am Ende schon geworden. Wir sind bis Sysran gekommen.
Wir fahren immer Etappen von ca. 150 Kilometern, damit man mal die Knochen ausstrecken und sich das Gesäß erholen kann. Aber natürlich auch, um etwas zu trinken, zu essen und die eine oder andere Zigarette zu rauchen. Cees hatte, so wie er sagte, gar keine Probleme mit dem Sitz. Ich hatte mir vor der Tour noch ein spezielles Sitzkissen für Motorradfahrer besorgt, das man nach Bedarf aufpumpen kann. Man sitzt dann auf Luftpolstern. Aber es hat mir nicht wirklich geholfen. Deshalb packte ich es wieder weg. Damit saß ich auch wieder etwas tiefer auf dem Bike. Mein Gesäß und meine Knie sollten mich noch das eine oder andere mal beschäftigen.
In der Gastiniza, die wir ansteuerten, hatten wir erhebliche Verständigungsschwierigkeiten. Also fuhren wir ein wenig genervt weiter und fanden dann ein Motel. Wie sich herausstellte, ist ein Motel dasselbe wie eine Gastiniza.
Bei allen Schlafmöglichkeiten in Russland, die wir hatten, gab es immer bewachte Parkplätze. Manchmal sogar mit einem Wachturm, was ein wenig ulkig aussah. Aber es machte die ganze Sache einfacher, da wir einiges von unserem Gepäck auf dem Motorrad lassen konnten. Abends gab es eine leckere Fischsuppe für mich und für Cees eine Soljanka-Suppe. Bei einem Bier und dem alltäglichen Blick auf die Karte, sagte uns ein russischer LKW-Fahrer, dass die Straße zwischen Samara und Ufa in einem sehr schlechten Zustand sei. Wir hatten von vorne herein auf dieser Strecke damit gerechnet, also hieß es abwarten, wie schlimm es wirklich werden würde.
Am nächsten Morgen fuhren wir in den Ort und besorgten erst einmal Geld an einem der Geldautomaten, die in vielen Supermärkten stehen. Dies nutzten wir auch für einen Einkauf an Getränken und fürs Frühstück. Da wir immer Zimmer ohne Frühstück nahmen, kochten wir uns morgens unseren mitgebrachten Kaffee und aßen Brot mit Wurst und Weichkäseecken. Danach ging es los mit dem Blick darauf, es wenigstens bis Ufa zu schaffen, das waren 600 Kilometer. Es sollte sehr heiß werden, bis zu 32 Grad im Schatten. Die Straßen waren teilweise wirklich sehr schlecht, wenn man überhaupt von Straßen reden konnte. Oft waren es nicht mehr, als nur festgefahrene Sand- und Steinpisten.
Hinzu kam dann auch noch die Hitze und der Verkehr, LKW an LKW. Wir waren oft nur mit 20 bis 30 km/h unterwegs und fuhren so Kilometer um Kilometer. Solche Straßen fuhren wir beide zum ersten mal, was uns ein wenig ängstlich machte. Aber es klappte dann doch besser als gedacht. Zwischendurch sollte es auch wieder besser werden. Nachdem ich einige Mal anhalten musste, um meinen Motor abkühlen zu lassen, kam auch mal wieder ein normales Stück Straße.
Die Tankstellen waren sehr unterschiedlich, von super modern, so wie man es von Zuhause kennt mit Kaffeeautomat, Snacks und einem Shop bis hin zu einem Schotterplatz mit ein paar Säulen drauf, wo dann auch meistens keiner zu sehen war und man nur über Sprechfunk oder durch eine kleine Lucke seinen Sprit bestellen konnte.
In Russland bezahlt man zuerst und bekommt dann den Sprit an der Säule freigeschaltet. Nach einiger Zeit waren wir beide ein eingespieltes Team. Ich bezahlte und besorgte Kaffee oder etwas Kaltes zu trinken, wenn wir denn etwas bekamen, und Cees war der Mann an der Säule. Wir hatten uns vorher darauf geeinigt, dass wir eine Gemeinschaftskasse führten, aus der wir alles, was wir unterwegs brauchten, bezahlen. Das machte die Sache beim Bezahlen einfacher, denn nicht jeder musste für sich losrennen.
An einer Tankstelle lernten wir bei einem Kaffee zwei kurz zuvor überholte Fahrradfahrer kennen. Beim Überholen dachte ich noch, dass ich an dem Gepäck des einen Radfahrers einen Deutschland-Aufkleber erkannt hätte, verwarf den Gedanken aber schnell als absurd. Es sollte aber doch so sein. Sie kamen aber nicht aus Deutschland, sondern aus Finnland. Die beiden waren 20 und 21 Jahre alt und machten eine einjährige Reise um die Welt. Respekt! Wir fanden es echt toll, dass so junge Leute so etwas machten. Sie waren unterwegs nach Omsk, wollten sich dort Visa für Kasachstan besorgen und dann in Richtung China weiterfahren. Es ging also doch noch härter und länger als bei uns, aber mit dem Fahrrad? Nein danke! Ich fand es mit dem Motorrad schon hart genug. Nach einem kurzen Gespräch und einigen Fotos fuhren wir weiter Richtung Ufa. In Ufa angekommen machten wir kurz vor der Stadt noch mal einen Tankstopp und schauten auf die Karte. Wir einigten uns, dass wir noch durch Ufa durchfahren und uns dann einen Schlafplatz suchen würden. Wir wollten morgens früh los und nicht erst viel Zeit mit der Fahrt durch die Stadt verlieren. Die Beschilderung in den Städten war teilweise eine Katastrophe. Um 21.15 Uhr hatten wir es geschafft, wir hatten sicher geparkt, ein Zimmer mit Dusche auf dem Gang. Cees hat sich sehr amüsiert, da ich fast mit der gesamten einfach hin-gestellten Duschkabine umgefallen wäre. Beim Essen stellten wir fest, dass wir hier schon wieder zwei Stunden verloren hatten, aber an schlafen war noch nicht zu denken. Es wurde doch ein Uhr, bis wir in den Betten lagen.
Fortsetzung folgt....in